Management Summary
„Das Smartphone wird zum Zahlungsinstrument.“ Diese und ähnliche Schlagzeilen begleiten seit mehreren Jahren die Entwicklung von Mobile Payment (MP). Der Durchbruch gelang bisher jedoch keinem System am Markt. Als Gründe werden oft Sicherheitsbedenken oder die geringe Verbreitung von Trägertechnologien, wie der Near Field Communication (NFC), genannt. Auf die wichtige Frage: „Welche Vorteile bieten mobile Bezahlverfahren gegenüber herkömmlichen?“ werden nur die gewonnene Schnelligkeit und Bequemlichkeit angeführt.
Die vorliegende Arbeit analysiert aktuelle MP-Systeme und zeigt, dass eine schnelle und bequeme Zahlung nicht genügt, um den Kunden zur Änderung seines bisherigen Zahlungsverhaltens zu animieren. Es müssen daher zusätzlich zur reinen Zahlungsfunktion weitere Anreize geschaffen werden. Ein weiteres Problem besteht in der bisher üblichen Abrechnungsmethode über die Kreditkarte. Im Micropayment-Bereich (bis 12 SFR) ist der Einsatz der Kreditkarte oft mit zu hohen Kosten verbunden. Es ist daher erforderlich alternative Abrechnungsmethoden bereitzustellen, wie beispielsweise ein Guthabenkonto. Dies reduziert die Kosten für Händler und entspricht den Bedürfnissen der Kunden, welche die Abrechnungsmethode frei wählen wollen.
Der Kunde wird sein Zahlungsverhalten erst ändern, wenn ihm durch die Benutzung ein relativer Vorteil, d.h. ein klarer Mehrwert, geboten wird. Dieser gesteigerte Nettonutzen kann über integrierte CRM-Massnahmen erreicht werden. Händlern wird so ermöglicht, personalisierte Angebote zu versenden und dem Kunden einen finanziellen Vorteil anzubieten (z.B. über Coupons, Rabattaktionen oder Bonuspunkte). Dadurch entsteht ein beidseitiger positiver Effekt. Die Relevanz der Angebote kann über die Berücksichtigung von Ort, Zeit und bisherigem Kaufverhalten zusätzlich gesteigert werden.
Durch die Kombination von Mobile Payment und Kundenbindungsinstrumenten ergeben sich ebenfalls flexiblere Erlösmodelle für den MP-Betreiber. Der Gewinn kann über beide Dienstleistungen erwirtschaftet werden. Die Transaktionskosten für den Zahlungsdienst sollten hier so gering wie möglich ausfallen. Wird weiterhin die Kreditkarte als primäre Abrechnungsmethode favorisiert, so muss die Preispolitik angepasst werden. Die Merchant-Service-Charge (MSC) darf in diesem Fall keine Fixkosten je Transaktion beinhalten.
Aus den gewonnen Erkenntnissen wurde ein plattformunabhängiger MP-Prototyp entwickelt und implementiert. Er ermöglicht das Bezahlen zwischen zwei Smartphones über QR-Code und NFC-Schnittstelle. Vorrangig kann der Prototyp für Tests mit Probanden verwendet werden, um die Akzeptanzsteigerung über die diskutierten Funktionen und CRM-Massnahmen zu überprüfen.